Ohne Schul- und Berufsausbildung mit 34 Jahren ins Berufsleben - eine Erfolgsgeschichte aus unserer Arbeitsassistenz

29.04.2022

  • Karin Grabowski (li), Monika Messner (Jobcoach) © wienwork

Eine Klientin berichtet - lesen Sie hier über ihren nicht ganz einfachen Weg in die Berufswelt, der ihr mit der professionellen Unterstützung unserer Arbeitsassistenz gelungen ist:

"Nach langwierigen Versuchen zu maturieren und einer Verschlechterung meiner körperlichen Verfassung, entschied ich mich im Frühjahr 2019, die schulische Laufbahn zu beenden und arbeiten zu gehen.

Kein "brauchbarer" Schulabschluss

Mein erster Weg führte mich zum AMS - um mich arbeitssuchend zu melden. Diesbezügliche Erfahrungen beschränkten sich aber auf zweimal Ferialpraxis in einer Bäckerei bzw. Kinderanimation. Dementsprechend war auch der Rahmen, in welchem mich das AMS bei der Arbeitssuche unterstützen konnte... Ich hatte keinen brauchbaren Schulabschluss, weil ich zwar bis zur Matura zugelassen worden bin, diese aber nie abschließend bestanden habe.

Man gab mir noch einen Termin bei der Behindertenbeauftragten des AMS, die könne mir vielleicht weiterhelfen. Und dies tat die freundliche Dame tatsächlich, denn sie gab mir eine Broschüre und organisierte mir gleich einen Termin bei der Arbeitsassistenz von wienwork in der Seestadt.

Professionelle Betreuung durch die wienwork Arbeitsassistenz

Bei diesem ersten Termin wurde abgesteckt, in welche Richtung es für mich gehen sollte und wo die Möglichkeiten und Grenzen liegen - aber immer mit dem Fokus auf die Möglichkeiten.

Meine Beraterin Frau Nastincova wurde mir im Zuge dieses Erstberatungsgespräches auch gleich vorgestellt und wir vereinbarten einen Folgetermin, bei dem sie sich noch ein genaueres Bild von mir und meiner Behinderung machte.

Das erste Mal seit der Unterstufe schrieb ich wieder einen Lebenslauf - und dank des Engagements meiner Arbeitsassistentin gleich auch ein Bewerbungsschreiben an Flying Tiger.

Flying Tiger Copenhagen - von der Kassatätigkeit bis zur stellvertretenden Filialleitung

Man lud mich schon bald zu einem Vorstellungsgespräch. Ich war sehr erleichtert über die Begleitung meiner Beraterin zu diesem Termin, denn ich war ziemlich nervös. Das wurde mir aber schnell genommen: Das Gespräch lief wesentlich entspannter ab, als ich befürchtet hatte und man bot mir im Zuge dessen gleich ein vierwöchiges Arbeitstraining an.

Logo Flying Tiger ©flying tiger copenhagen

Mit Beginn im August 2019 unterschrieb ich meinen 1. Arbeitsvertrag bei Flying Tiger im Ausmaß von 20 Wochenstunden mit hauptsächlicher Kassentätigkeit und Warenauffüllung bzw. -kontrolle.

Als im Frühjahr 2020 die Stellvertretende Filialleitung eine eigene Filiale übernahm, bot man mir ihre Stelle an und ich sagte auch gleich zu. Was vielleicht etwas überstürzt war, stellte sich rückblickend als vorausschauende Entscheidung heraus, denn nur kurz darauf breitete sich die Pandemie über Europa aus und mit ihr trotz diverser staatlicher Unterstützung auch die Arbeitslosigkeit im Einzelhandel. Zwar wurden bei uns kaum Mitarbeiter*innen entlassen, aber durch die Kurzarbeit wurde vor allem im Bereich der 20-Wochenstunden-Kräfte reduziert. Ich war nun für 35 Wochenstunden angestellt und wurde noch rasch in die wichtigsten Abläufe als Stellvertreterin eingewiesen.

Wenn die Belastung zur groß wird, muss sich etwas verändern…

Durch die Pandemie stiegen der Druck und die Belastung der Mitarbeiter*innen im Einzelhandel enorm an. Mir machte meine Tätigkeit viel Spaß, es war abwechslungsreich, kreativ und auch körperlich herausfordernd – aber als auch im 2. Coronajahr keine Entspannung der Situation in Aussicht war, wandte ich mich wieder an wienwork.

Weil sich die Arbeitsstelle bei Flying Tiger so schnell ergeben hätte, könnte ich mich gerne nochmal bei ihnen melden, falls ich mich umorientieren oder sonstwie nochmal Unterstützung bräuchte. An dieses Angebot erinnerte ich mich wieder im Sommer 2021 und kam so zum Jobcoach Monika Messner.

Zuerst versuchte sie herauszufinden, ob man im bestehenden Arbeitsverhältnis vielleicht etwas ändern könnte, um die vor allem körperlich zu belastenden Arbeitstätigkeiten zu verändern. Aber schon recht bald schmiedeten wir Pläne, um eine Stelle im administrativen Bereich zu finden.

Wo soll's hingehen?

Bis Mitte Oktober war ich unsicher, wie es nun weitergehen sollte. Nochmal Matura? Oder Abendschule? Davor schreckte ich ein wenig zurück.

Dann bekam ich die Information, dass man über Kurse beim BFI Bildungsabschlüsse nachholen kann. Im Rahmen eines Beratungsgesprächs erfuhr ich auch, dass ich nach 2 Jahren Erfahrung im Einzelhandel den Lehrabschluss dafür ablegen durfte und daran angeschlossen eine Zusatzprüfung zur Bürokauffrau - womit ich qualifiziert wäre für eine Bürotätigkeit im Öffentlichen Dienst.

Ab 8. November 2021 war ich sowohl in Bildungskarenz als auch in einem Vorbereitungskurs zur LAP-Einzelhandel am BFI. Vieles fand coronabedingt online statt, doch ich kam gut mit und eignete mir den Stoff schnell an.

Frau Messner ließ unterdessen nicht locker und gab mir gelegentlich den notwendigen Anstoß, neben dem Lernen nicht auf die Bewerbungen für Bundesdienststellen zu vergessen.

Nachdem ich die erste Lehrabschlussprüfung mit Auszeichnung bestanden hatte, war ich umso motivierter für mein erstes Vorstellungsgespräch beim Arbeitsministerium. Mein Jobcoach ging einen Tag vorher die wichtigsten Punkte des bevorstehenden Gesprächs mit mir durch und nahm mir meine Unsicherheit sowie die Nervosität, die sich in solchen Situationen immer bei mir einstellen.

Als ich sie am darauffolgenden Tag nach dem Gespräch anrief um ihr mitzuteilen, dass aus meiner Sicht alles ganz gut gelaufen wäre und ich ein gutes Gefühl bezüglich der Stelle hätte, merkte man uns beiden die Erleichterung an.

Großes Danke einem engagierten Team

Ich bin sowohl Frau Messner als auch Frau Nastincova und dem restlichen Team der Wien Work Arbeitsassistenz höchst dankbar für die Zeit und Motivation, die man ihrerseits in mich gesteckt hat. Sie haben an mich geglaubt und so auch den Glauben an mich selbst gestärkt.

Mein Erfolg am Ende meines Weges ist im erheblichem Ausmaß der Arbeit und dem Engagement dieser Menschen zuzuschreiben. Am 19. April 2022 trat ich meinen Dienst im Arbeitsministerium mit 40 Wochenstunden an."

Frau Karin G. – Grad der Behinderung 100%

Ansprechpartner:in

  • Mag.a Ingrid Schnötzinger © Wien Work/simshot

    Bereichsleitung Jobmanagement, Mitglied der Geschäftsleitung

    Mag.a Ingrid Schnötzinger

    E: ingrid.schnoetzinger@wienwork.at

    T: +43 1 288 80 260

    M: +43 664 885 784 17

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